Montag, 17. September 2012

Ach, nur eine Armand Marseille

Über 60 Jahre ist die Puppe meiner Mutti alt. Wie ihr seht, habe ich sogar noch ein Foto von damals gefunden.
Das Alter, nun ja, auch ihr sieht man es an. Zwar hat sie keine Falten, aber ihr Haar und ihre Gelenke sind nicht mehr die schönsten.
Schon seit Jahren wollte ich die Puppe mal zum Restaurieren schaffen, nun endlich habe ich es geschafft.
Im Laden bei Frau Rintz wurde ich fachkundig beraten. Der Hersteller hat den klangvollen Namen Armand Marseille, doch was so schön exotisch klingt ist nichts weiter als der spätere Hersteller der Sonneberger Puppen. Massenware - der Wert würde eine Restauration nicht rechtfertigen.
Die Puppendoktorin riet mir zur Reperatur, statt zur Restauration. Es gibt neue Haare (brünett, weil die Augen braun sind und das Gesicht so stark ausgebleicht) und die Bruchstellen werden ausgebessert. Am Kleid will ich mich selbst versuchen.
Doch erst mal bin ich gespannt, wann die Puppe fertig wird und wie sie dann aussieht. Ich werde berichten.

18 Kommentare:

  1. Oh, wie spannend!!! Hoffentlich dauert es nicht zu lange... und du dann das Kleid... das wird bestimmt großartig!!
    Massenware hin oder her: ich finde, du hast da einen RICHTIGEN SCHATZ!!!!
    Ganz liebe Grüße,
    Sabine

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  2. Das auf dem Foto bist du. Oder doch deine Mama? Auf jeden Fall sieht es dir sehr ähnlich. Ich bin auch gespannt, wie die Puppe nach ihrem "Krankenhausaufenthalt" aussieht. Bloß zum Kuscheln für Kinder finde ich diese harten Puppen nicht so schön wie die heutigen mit dem weichen Körper.
    Viel Spaß beim Kleidchennähen! Vielleicht passen ihr ja auch die Anfangssachen deiner kleinen Maus?
    Ganz liebe Grüße und evtl. bis Freitag! Da ich mit Kind(ern) komme, weiß ich aber nicht, ob ich um 8 noch da bin.
    Regina

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  3. Ich finde 60Jahre für eine Puppe schon sehr beachtlich, schade das sich eine Restauration nicht lohnt. Aber vielleicht kannst du ihr ja neben einem neuen Kleid auch ein paar neue Schuhe mit Söckchen spendieren, dann sieht man die, in die Jahre gekommenen Füsschen nicht mehr auf Anhieb.
    Oder gehören die Füsse und Schultern mit zur Ausbesserung?
    Hat sie dir gesagt wo der Unterschied zwischen Restauration und Reparatur ist?

    Auch ich bin gespannt, wie sie hinterher aussieht.

    Lg,Bianca

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  4. hach was eine schöne Geschichte, ich bin gespannt wie sie fertig aussieht :) LGKristina

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  5. Ob Massenware oder nicht, ich finde so alte Puppen toll!
    LG, Claudia

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  6. Meine Mutter hat auch noch 2 dieser alten Puppen auf dem Speicher... vielleicht sollte ich sie auch mal runterholen... sie sind etwas besonderes!

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  7. Die Idee find ich toll und werde das meiner Mama mit ihrer Puppe wohl auch mal vorschlagen, denn ihre "Susi" würde ein wenig neue Farbe auch ganz gut stehen ...

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  8. Liebe Kerstin ,

    ich verstehe dich zu gut, was dir an dieser Puppe liegt und du kannst so stolz sein noch eine so alte Puppe von deiner Mutter zu besitzen. Da ich alte Sachen so sehr liebe, freue ich mich so sehr für dich- da diese Puppe hinzu noch einen ganz anderen Wert für dich hat :)

    Heute wird es bei mir auch alte Schätze geben ;)

    Ganz, ganz liebe Grüße
    Sisa

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  9. Liebe Kerstin,

    ach, ist das süß mit dem Krankenschein - ich hoffe, die Puppe kommt gut erholt von der Kur retour...

    Liebe Grüße
    Regina

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  10. Niedlich mit dem Schein und toll das so feine Puppen noch eine Überlebens chance haben.

    Glg Steffi

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  11. im moment wirkt sie noch etwas creepy. (ich glaub, ich hab zu viele schlechte filme als kind gesehen)

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  12. So ein schöne Puppe verdient jede "Behandlung". auf keinen Fall ist sie eine NUR , so! Was zur damaligen Zeit heute als Massenware bezeichnet wird, kann man ja überhaupt nicht mit der heutigen Großproduktion vergleichen.Das ist noch einen mit Charakter. Sie neu einzukleiden wird Spaß machen, ist aber echt fummelig. Eine Freundin hat vor Jahren mal per Auftrag ein sehr alte Puppe eingekleidet. so mit Unterwäsche und allem Schnickschnack. Ich habe dann dafür die kleinsten Socken meines Lebens gestrickt.
    Freue mich schon, wenn Du sie abholen kannst.
    Die ausbesserungen, wären für mich schon einen restauration. den Unterschied verstehe ich hier nicht ganz. Die Masse des Körperteile kann sie doch nicht neu gießen?
    Puppige Grüße
    karen

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    1. Der Unterschied zwischen Reparatur ist einfach der, dass die Schadstellen ein wenig ausgebessert werden und übermalt werden. Restauration würde dann ein Auseinanderbauen der Puppe benötigen und dann würden vor allem die Gelenke, die auch ein wenig lädiert sind mit behandelt werden. So bleiben sie.
      LG
      Kerstin

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  13. Hallo Kerstin,
    was ist denn aus der Puppe geworden? Hast du sie schon zurueckbekommen?
    Viele Gruesse,
    Kathrin

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    1. Hallo Kathrin,

      die Puppe ist schon fertig, allerdings hatte ich noch keine Zeit sie aus der Werkstatt zu holen. Wird bestimmt in den nächsten Wochen und dann berichte ich bestimmt auch im Blog davon.
      Liebe Grüße
      Kerstin

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  14. Hallo Kerstin,

    auch wenn diese Einträge hier schon über ein Jahr alt sind, möchte ich folgendes anmerken und richtigstellen: Die Puppe deiner Mutter ist, wenn es eine echte Armand Marseille ist, mehr als 60 Jahre alt. Der Name Marseille ist schon 1933 aus der Sonneberger Puppenfabrikation verschwunden. Genau genommen sogar schon 1919. Sie dürfte also mehr als 80 Jahre alt sein. Die Puppe ist entgegen dem Halbwissen von Frau Rintz keine Massenware, sondern Handarbeit von Kopf bis Fuß. Massenware gab es erst nach dem 2. Weltkrieg mit der Einführung von Kunsstoffen und Maschinen. Bis dahin gab es in dieser extrem strukturschwachen Gegend kaum Maschinen oder das, was man heute als Automatisierung bezeichnen würde.
    Heubach und Marseille stellten in erster Linie Spielzeug her und keine Sammlerpuppen. Sie waren einfach konstruiert, stabil und leicht reparierbar - aber keine Massenware. Jede wurde handbemalt, von Hand montiert und von Hand gekleidet. Die meisten Puppenkleider entstanden in Heimarbeit. Die wenigsten der Frauen hatten eine Nähmaschine. Es war Spielzeug und kein Sammlerprodukt, das von vornherein für die Vitrine bestimmt war. Vor allem musste es bezahlbar sein. Keramik war damals ein idealer Werkstoff - trotz seiner Zerbrechlichkeit. Allerdings war der Umgang damals mit Spielzeug ein anderer als heute. Nur wenige Mädchen hatten überhaupt eine Puppe zum Spielen. Wenn, dann wurde sie gehütet wie ein Schatz, zu Weihnachten neu gekleidet oder repariert. Erinnern wir uns an das Weihnachtslied: ...meine Pupen sind verschwunden, hab nicht mal den Bär gefunden...
    Man möbelte kurz vor Weihnachten Spielzeug auf, um es im neuen Glanz wieder unter den Baum zu legen. Da bekam der Teddy schon mal neue Augen und die Puppe einen neuen Arm oder ein neues Kleid.
    1884 kaufte der aus Russland zwangsläufig zurückgekehrte Armand Marseille in Sonneberg eine Spielzeugfabrik und ein Jahr später eine Porzellanfabrik für die Herstellung von Puppenköpfen und technischem Porzellan. Die Ursprünge der Familie gehen auf französische Hugenotten zurück. Armands Vater war Baumeister am Hof des russischen Zaren. In den 80er Jahren gab es bereits Revolutionsbestrebungen und Attentate, sodass die Lage in Russland sich in dieser Zeit sehr zuspitzte. Deswegen verließen viele Ausländer das Zarenreich. Auch die Familie Marseille. Bereits 1919 schloss sich Marseille mit dem anderen großen Puppenhrrsteller Sonnebergs, mit der Familie Heubach, zusammen und schon zu diesem Zeitpunkt verschwand der Name Marseille, denn es entstand die Vereinigte Köppelsdorfer Puppenfabrik. Es kann also sein, dass deine Puppe sogar mehr als 90 Jahre alt ist. Das recht moderne Erscheinungsbild kann täuschen. Man war der weltgrößte Puppenproduzent, hatte viele Patente und zu Anfang des 20. Jahrhundert das absolute Monopol, aber noch immer keine buchstäbliche Massenproduktion, sondern eine Manufaktur und die zusätzliche Arbeitskraft von Tausenden von Heimarbeitern.
    Die Puppe hat vielleichtbkeinen hohen Rohstoffwert und künstlerischen Gehalt, aber eine unglaubliche historische Bedeutung. Echte Sammler und Kenner wissen das. Frau Rintz gehört offenbar nicht zu diesem Personenkreis. Möglicherweise wurde auch die Puppe deiner Mutter schon mehrfach repariert, bis sie ihr Spielzeug wurde. Sie ist kein künstliches, sondern ein echtes Stück Geschichte.
    Ich habe Geschichte studiert und bin Sonneberger, mein Urgroßvater arbeitete bei Armand Marseille. Mein Vater ist ebenfalls Historiker und befasst sich sehr stark mit regionaler Geschichte.

    Arne

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  15. Vielen Dank Arne!

    So eine Puppe hat durchaus eine Wert! Laut Kunst und Krempel, ca. 600 €. Da es viele verschiedene Größen gab - kann man das nicht so genau festlegen. Hab auchso ein Masse-Mädchen hier... über 60 cm groß. Und die Süße hat Reflexaugen, aber ein zerstörtes Gesicht: Viele Risse und Näschen is auch putt. Und die Finger einer Hand auch.... Hab aber schon mit einer Klinik Kontakt ;)

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  16. Vielen Dank Arne!

    So eine Puppe hat durchaus eine Wert! Laut Kunst und Krempel, ca. 600 €. Da es viele verschiedene Größen gab - kann man das nicht so genau festlegen. Hab auchso ein Masse-Mädchen hier... über 60 cm groß. Und die Süße hat Reflexaugen, aber ein zerstörtes Gesicht: Viele Risse und Näschen is auch putt. Und die Finger einer Hand auch.... Hab aber schon mit einer Klinik Kontakt ;)

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